Vor mittlerweile über einem Jahr habe ich umfangreiche Daten für die Antarktis in OpenStreetMap importiert, ein großer Teil davon für die Abgrenzung von Eis und eisfreien Gebieten. Jedoch zeigt nach wie vor keine der verbreiteten OpenStreetMap-Karten diese Daten. Das liegt zu erheblichem Teil daran, dass das Eis in der Antarktis anders erfasst wird als anderswo. Da die Eisbedeckung in der Antarktis recht umfassend ist und die eisfreien Gebiete nur sehr klein, werden letztere erfasst und nicht das Eis selbst. Darstellung müssen an diese Konvention angepasst werden, um korrekte Ergebnisse zu liefern. Ohne dies sehen die Karten in etwa so aus wie die Karte auf openstreetmap.org, was falsch und irreführend ist. Da das Eis jedoch bei Zoomstufen unterhalb 6 sowieso nicht gezeigt wird und Kartennutzer nur selten bis zu diesem Maßstab in die Antarktis hineinzoomen, fällt dieser Fehler nicht so oft auf. Er ist jedoch für jeden, der die Karte in dieser Region benutzen möchte, recht klar sichtbar.
Um die Behebung dieses Fehlers für Kartenentwickler zu vereinfachen, habe ich ein Skript entwickelt, welches Geometrien für die eisbedeckten Bereiche erzeugt, welche in einer Karte einfach ergänzend zu den normalen OSM-Gletscherdaten verwendet werden können. Wenn man die shapefiles, welche dieses Skript erzeugt, im selben Stil wie die Gletscher in eine Kartendarstellung einbindet, erhält man eine korrekte Darstellung der aktuellen Erfassung des Antarktis-Eises in OpenStreetMap. Dieser Ansatz ähnelt etwas dem für die Küstenlinien – Durch einen Vorverarbeitungsschritt werden die Rohdaten aus OSM in eine besser für die Darstellung in der Karte geeignete Form umgewandelt. Die Verarbeitung hier basiert auch stark auf den Ergebnissen von OSMCoastline.
Ich möchte dabei betonen, dass für Karten, welche Änderungen in Echtzeit darzustellen versuchen, dieser Ansatz nicht optimal ist, selbst wenn man die Daten regelmäßig aktualisiert, denn die Verarbeitung bewirkt wie bei den Küstenlinien eine zusätzliche Verzögerung, bis Änderungen in der Karte auftauchen. In solchen Fällen ist es günstiger, die OSM-Daten direkt zu verwenden, was allerdings, da die Eisflächen ja nicht explizit erfasst sind, etwas schwieriger und in den Berechnungen auch aufwändiger sein kann. Der hier vorgestellte Ansatz sollte als vereinfachte Lösung angesehen werden, eine korrekte Dartstellung ohne aufwändigere Änderungen am Kartenstil zu ermöglichen.
Was das Verfahren im Grunde macht ist Bestimmen, welche Bereiche innerhalb der Küstenlinie nicht durch Nicht-Eis-Flächen oder explizit erfasste Eisflächen abgedeckt sind – letzteres sind vor Allem die Schelfeis-Gebiete. Das Skript hierzu ist auf github verfügbar und die Ergebnisse der Verarbeitung hier. Diese bestehen aus den Polygonen für die eisbedeckten Bereiche und des zugehörigen Umrisslinien wie unten gezeigt.