Die ESA hat vor kurzem angekündigt, dass die Aufnahmen von Sentinel-2B während des Winters auf der Nordhalbkugel hin zu niedrigen Sonnenständen ausgedehnt werden.
Ein bisschen Hintergrund-Informationen dazu: Die letzten Jahre wurden die Aufnahmen von Sentinel-2 traditionell im Vergleich zu Landsat 8 erst bei einem recht hohem Sonnenstand begonnen. Der resultierende Unterschied in der routinemäßigen nördlichen Aufnahme-Grenze im Winter war nicht sehr groß, aber deutlich erkennbar. Das hat insbesondere dazu geführt, dass die Aufnahme-Kapazität von Sentinel-2 im Winter auf der Nordhalbkugel nicht vollständig ausgenutzt wurde, insbesondere weil gleichzeitig die Antarktis nur mit einer niedrigeren Frequenz aufgenommen wurde.
Die nun angekündigte Änderung der Aufnahme-Pläne ist etwas halbherzig – sie bezieht sich nur auf Sentinel-2B und scheint bis jetzt auf Europa und Grönland beschränkt zu sein. Hier ist ein Beispiel für eine solche neue Aufnahme bei niedrigem Sonnenstand.
Ganz allgemein ist die Aufnahme-Planung bei Sentinel-2 anscheinend recht statisch und basiert auf einem politisch festgelegten festen Muster während Landsat-Aufnahmen auf Grundlage einer Prioritäten-Liste geplant werden, um die verfügbare Aufnahme-Kapazität optimal auszunutzen. Anders gesagt: Sentinel-2 könnte rein technisch vermutlich deutlich mehr Bilder aufnehmen, insbesondere auf der südlichen Hemisphäre und bei niedrigen Breiten im Winter der Nordhalbkugel – falls man denn die Option für solche Aufnahmen bei verfügbarer Kapazität in den Aufnahme-Plan integrieren würde. Das würde aber natürlich eine entsprechende politische Entscheidung erfordern.
Die eigentliche Frage ist jedoch, warum die Sonnenstands-bedingte Aufnahme-Grenze bei Sentinel-3 OLCI-Daten noch enger ist als bei Sentinel-2 – hier ein Bild von der Aufnahme-Grenze am selben Tag an dem das oben gezeigte Sentinel-2-Bild aufgenommen wurde – diese liegt mehrere hundert Kilometer weiter südlich.
Wenngleich Sentinel-3 einen früheren Zeitpunkt aufnimmt als Sentinel-2 (10:00 im Gegensatz zu 10:30) und aufgrund des breiteren Sichtfeldes dabei auch Positionen mit niedrigerem Sonnenstand am westlichen Rand enthalten sind, wäre die vernünftige Aufnahme-Strategie so, dass man alles aufnimmt, was einer festgelegten Grenze beim Sonnenstand entspricht, auch wenn das praktisch dann bedeutet, dass dabei auch Daten mit noch niedrigerem Sonnenstand in den Bildern enthalten sind. In der Realität sieht es jedoch so aus, dass keine OLCI-Daten aufgenommen werden, wenn der Sonnenstand am westlichen Ende des Aufnahme-Streifens unter fünf Grad läge. Hierdurch verliert man dann natürlich eine ganze Menge potentiell nützliche Daten weiter östlich. Der Sonnenstand zu Beginn der Aufnahme liegt in diesem Fall am östlichen Rand bei etwa 11 Grad.
GCOM-C SGLI Bilder
Keine wirkliche Neuigkeit, aber ich wollte hier mal erwähnen, dass die Bilder des japanischen GCOM-C-Satelliten und dessen SGLI-Sensors jetzt (und im Grunde schon seit einiger Zeit) auf dem JAXA-Datenportal verfügbar sind. GCOM-C ist ein Satellit, welcher in seinem Zweck ein bisschen den Sentinel-3-Satelliten ähnelt, jedoch einige interessante zusätzliche Funktionen bietet wie Bildaufnahmen mit polarisiertem Licht und einem ultravioletten Spektralkanal. Die Daten sind unter einer recht liberalen offenen Daten-Lizenz verfügbar.
Hier ein Beispielbild von Südost-Europa: