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Wahlen zum Vorstand der OpenStreetMap Foundation 2018

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Es ist wieder Dezember und das bedeutet – wie im letzten Jahr – es ist Zeit für die OSMF-Vorstands-Wahlen. Und wie im letzten Jahr möchte ich alle OSMF-Mitglieder aufrufen zu wählen, und dies verantwortungsvoll im Interesse der OSM-Community zu tun. Wer wahlberechtigt ist dürfte schon eine Mail mit einem Link zum Wählen bekommen haben. Wer eine solche Mail nicht bekommen hat aber denkt, wahlberechtigt zu sein, sollte sich an die MWG wenden.

Wie im letzten Jahr stehen zwei Sitze zur Wahl (von insgesamt sieben) und im Gegensatz zu letztem Jahr tritt keines der Vorstands-Mitglieder, deren Sitze zur Wahl sehen, zur Wiederwahl an. Während es also im letzten Jahr im Grunde nur einen Sitz gab, der wirklich offen zur Wahl stand, da Paul im Grunde ohne nennenswerte Opposition zur Wiederwahl antrat (also seine Wiederwahl fast sicher war) ist dieses Jahr das Rennen für beide Sitze im Grunde offen.

Letztes Jahr hatte ich gesagt, dass die Wahlen recht entscheidend für die zukünftige Richtung der OSMF seien würden und das Ergebnis hat – auch wenn es am Ende recht knapp war – letztendlich in eine Richtung von weniger Einfluss für die lokalen Hobby-Mapper und mehr Einfluss für externe Organisationen geführt mit einem Anstieg der Anzahl der HOT-Mitglieder im OSMF-Vorstand von zwei auf drei und einer gleichbleibenden starken Dominanz von Vorständen, welche bezahlte Arbeit mit Bezug zu OSM verrichten oder für Organisationen arbeiten, welche Interessenträger bei OSM sind (fünf von sieben Vorstands-Mitgliedern).

Als Ergebnis davon wurde im letzten Jahr sichtbar, dass sich der OSMF-Vorstand zunehmend schwer tat, Entscheidungen im Interesse der lokalen Hobby-Mapper zu fällen. Ich denke, man kann recht deutlich einen zunehmenden Graben zwischen Teilen des Vorstandes und der Gemeinschaft der Mapper beobachten. Einige der Vorstands-Mitglieder scheinen deutlich lieber mit Ihresgleichen auf der Ebene der organisierten Interessenträger zusammenzuarbeiten und lassen sich kaum noch dazu herab, mit der Gemeinschaft der Hobby-Mapper auf Augenhöhe zu kommunizieren und sind deshalb nicht im Bilde darüber, was normalen Mappern überall auf der Welt wichtig ist und was bedeutende Fragen für die Zukunft des Projektes sind.

Gleichzeitig hat sich in den letzten Monaten immer klarer herauskristallisiert, dass der Trend zu einer Abnahme der kulturellen und geographischen Vielfalt unter den OSMF-Mitgliedern, der sich bereits seit längerem abzeichnet, weiter fortsetzt – zum Teil getrieben durch Aufrufe von Unternehmen an ihre Mitarbeiter, sich als OSMF-Mitglieder anzumelden. Mittlerweile stammt fast die Hälfte aller wahlberechtigten Mitglieder aus den Vereinigten Staaten, was dort mehr als zweimal so viele OSMF-Mitglieder pro aktivem Mapper bedeutet (SEO-Spammer eingeschlossen) wie in den am stärksten repräsentierten Teilen von Kontinental-Europa. In gewisser Hinsicht könnte man sagen, dass sich die Zusammensetzung der OSMF-Mitglieder an die des OSMF-Vorstandes anpasst (was etwas schräg ist, denn normalerweise würde man annehmen, dass dies umgekehrt geschieht). Es gab einige vielversprechende Initiativen zur Rekruitierung neuer Mitglieder in nicht englischsprachigen Ländern in diesem Jahr (ich hab darüber berichtet) – aber insgesamt konnten diese den Trend nicht vollständig umkehren.

Mit diesen Dingen im Hintergrund sind die Wahlen dieses Jahr weniger eine Richtungs-Entscheidung als im letzten Jahr. Das bedeutet aber nicht, dass die Wahlen dieses Mal nicht von Bedeutung sind. Und dadurch dass zwei Sitze komplett offen zu vergeben sind gibt es im Prinzip durchaus die Möglichkeit, die Richtungsentscheidung aus dem letzten Jahr rückgängig zu machen. Ich habe Leute sagen hören, dass die Kandidaten dieses mal alle mehr oder weniger gleich gut qualifiziert sind. Das kann je nach dem was man unter Qualifikation versteht durchaus zutreffen, aber es gibt enorme Unterschiede darin, wofür die Kandidaten stehen – vielleicht sogar stärker als im letzten Jahr.

Aus meiner Perspektive dürften die Wahlen diese Jahr vermutlich darüber entscheiden, ob der Bruch zwischen dem OSMF-Vorstand und der Gemeinschaft der Mapper, welcher im letzten Jahr zunehmend sichtbar wurde, sich noch mehr weitet, vielleicht bis zu dem Punkt eines vollständige Auseinanderbrechens, oder ob der Vorstand in der Lage sein wird, seine Richtung zu ändern und wieder substantiell auf die Gemeinschaft der Hobby-Mapper zuzugehen. Und die Fähigkeit der Kandidaten, dies zu erreichen, scheint sehr unterschiedlich zu sein. Ich möchte klarstellen, dass es hier nicht um Kompromissfindung geht, bei der sich die lokalen Hobby-Mapper im Interesse der organisierten Interessenträger verbiegen. Dieser Ansatz ist im Grunde das, was im letzten Jahr bei verschiedenen Themen versucht wurde, insbesondere natürlich bei den Regeln zum organisierten Mappen. Der Vorstand hat dabei meist im Grunde die Interessen der organisierten Interessenträger gegenüber der Gemeinschaft der Mapper vertreten und die Arbeitsgruppen der OSMF waren dabei oft zwischen den Fronten gefangen. Das Ergebnis davon ist der schon beschriebene zunehmende Bruch zwischen OSMF-Vorstand und der Gemeinschaft der Mapper.

Also mein Aufruf an die OSMF-Mitglieder: Überlegt euch gut, wen ihr wählt. Es gibt eine ganze Menge Material, was bei der Entscheidung helfen kann:

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