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FOSSGIS 2022 – ein paar Notizen

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Diese Woche hat die FOSSGIS-Konferenz 2022 stattgefunden und ich möchte – diesmal wirklich sehr kompakt – ein paar Eindrücke teilen.

Zunächst einmal hat die Konferenz erneut rein virtuell stattgefunden, obwohl dies eigentlich anders geplant war. Schade finde ich daran vor allem, dass auch nach zwei Jahren Pandemie das Gros der Besucher und Organisatoren relativ klar erkennbar weiter mit dem virtuellen Format fremdeln und so schnell wie möglich zurück zur Präsenz-Veranstaltung wollen. So nachvollziehbar das auch sein mag, sehe ich hierin eine enorme verpasste Chance, ernsthaft die Idee virtuelle Konferenz mit ihren Vorteilen an Inklusivität und Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln. Der FOSSGIS steht da natürlich nicht alleine da. Schade ist es trotzdem.

Wie auch in den vergangenen Jahren fand ich mit das Wertvollste an der Konferenz die Chance, Einblick in die Sicht- und Arbeitsweisen von Leuten und Organisationen zu bekommen, die mir ansonsten eher fremd sind. Die Themenfelder Institutionelle Geodaten-Verarbeitung und professionelle Software-Entwicklung sind Bereiche, mit denen ich zwar bei meiner Arbeit immer wieder in Berührung komme, jedoch ohne tiefere Einblicke. Vor diesem Hintergrund finde ich es immer wieder erhellend, In Vorträgen und Diskussionen zumindest punktuell solche Einblicke zu bekommen.

Schade ist, dass der Austausch zwischen den Arbeits-Kulturen meist jedoch oberflächlich bleibt. Insbesondere da Freie Software und Offene Daten ja eigentlich einen wichtigen Nutzen darin haben, Barrieren zu überwinden und breiteren Kreisen einen Zugang zu Daten und Methoden zu ermöglichen und vor allem auch dadurch einen gesellschaftlichen Mehrwert produzieren. In der Podiums-Diskussion zum Abschluss, an der ich teilgenommen habe, habe ich versucht, dieses Thema ein bisschen einzubringen. Aber auch diese ist am Ende eher oberflächlich geblieben. Aber vielleicht sind meine Ansprüche da auch etwas hoch – kulturelle Veränderungen sind schließlich meist ein recht langsamer Prozess.

Auf dem OSM-Samstag habe ich spontan auf Nachfrage eine Diskussionsrunde zu TagDoc veranstaltet. Eigentlich hatte ich nicht vor, das auf der FOSSGIS zu thematisieren, da ich das gerade erst vor ein paar Tagen vorgestellt hatte. Es gab viele interessante Anmerkungen und Anregungen und erfreulich viel positives Feedback. Das Format mit einer Stunde Dauer bietet, wenn man sich als Leiter einer solchen Session bei der Einleitung begrenzt, deutlich mehr Raum für Diskussionen.

Womit ich mich bei solchen Veranstaltungen immer schwer tue ist die Frage, ob und wie sehr ich mich in Frage-Runden und Diskussionen einbringen soll. Insbesondere, wenn meine Sichtweise auf ein Thema sich deutlich von der vorherrschenden Perspektive unterscheidet. Mit anderen Worten: Wenn ich in der umgekehrten Situation zu der oben geschilderten bin, also nicht ich interessante Einblicke in die Arbeits- und Sichtweise anderer aufnehme, sondern ich andere Perspektiven auf ein Thema habe, die für Vortragende/Diskussionsveranstalter interessant sein könnten und eine Anregung, mal über den Tellerrand zu blicken. Ich hab da verschiedene Ansätze:

  • Einfach sozusagen mit der Tür ins Haus fallen – das führt oft zu einer Abwehrhaltung nach dem Motto Was will der denn jetzt, hat doch gar nichts mit dem Thema zu tun.
  • Sich auf einen kurzen Text-Kommentar beschränken, in dem man eine Idee anreißt und dann schaut, ob das aufgegriffen wird. Manchmal funktioniert das, oft fällt das aber hinten runter. Gerade wenn andere Fragen aus der jeweiligen Filterblase die Diskussion füllen.
  • Eine (rhetorische) Frage stellen, die auf ein Diskussionsthema hindeutet. Das kann funktionieren, wird aber gelegentlich auch als passiv-aggressiv wahrgenommen.

Wenn Ihr andere Ideen habt, wie man als Außenseiter in Diskussionen auf einer solchen Veranstaltung erfolgreich Fragen und Kommentare mit dem Ziel einer Horizont-Erweiterung einbringen kann, ohne dass das eher kontraproduktiv wirkt, lasst es mich wissen.

Mein Idealbild einer virtuellen Konferenz bleibt die Idee einer zeitlich entzerrten Veranstaltung, wo die vor-aufgezeichneten Vorträge über einen längeren Zeitraum den Besuchern zum Anschauen zur Verfügung stehen um dann in einer live-Veranstaltung mit den Vortragenden diskutiert zu werden und der/die Vortragende anschließend im Nachgang noch die Gelegenheit hat, wiederum asynchron auf die Diskussion einzugehen und sie zu reflektieren.

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