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Beobachtungen der Beobachter

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Deutsche Version auf Grundlage einer automatischen Übersetzung mit deepl.

Vor etwas weniger als zwei Jahren hat die OpenStreetMap Foundation (OSMF) damit begonnen, die von der OSMF bereitgestellten Kommunikationskanäle, die bis dahin weitgehend von den Nutzern selbst verwaltet wurden, einer zentralen Verhaltensregulierung zu unterwerfen. Ursprünglich galt dies nur für zwei Mailinglisten, wurde aber seither sukzessive immer weiter ausgebaut. Ich hatte mich schon damals (und auch davor) recht ausführlich dazu geäußert und es scheint jetzt ein guter Zeitpunkt zu sein, um zu schauen, wie sich das seit dem entwickelt hat.

Damals, im Jahr 2021, hatte ich erwartet, dass die praktische Folge davon vor allem sein würde, dass

  • Community-Mitglieder, die weniger an die angloamerikanisch-europäische Leitkultur der OSMF angepasst sind, sich in der aktiven Kommunikation zunehmend zurückhalten oder sich aus der Teilnahme an den betreffenden Kanälen zurückziehen.
  • die verbleibenden Teilnehmer sich vorsorglich selbst anpassen und ihre Kommunikation so gestalten, dass sie weniger Gefahr läuft, mit den Vorstellungen der Kontrollinstanzen von akzeptabler Kommunikation zu kollidieren.

Der erste Punkt ist wahrscheinlich etwas, das tatsächlich stattgefunden hat – obwohl es schwer ist, dies zuverlässig zu messen, da andere Veränderungen in der Kommunikationskultur (wie das Aufkommen verschiedener neuer Plattformen und Kanäle als Kommunikationsmittel der OSM-Gemeinschaft, einschließlich – unter anderem – der Discourse-Plattform des OSMF) offensichtlich ebenfalls einen schwer davon zu trennenden Einfluss darauf haben.

Beim zweiten Punkt scheine ich mich geirrt zu haben. Da die auferlegten Verhaltensregeln größtenteils vage und oft kryptisch und schwer objektiv auszulegen sind, scheint es, dass die Teilnehmer in den fraglichen Kanälen sie weitgehend ignorieren. Gleichzeitig sehen wir eine bemerkenswerte Anzahl von Strafmaßnahmen, die von den von der OSMF ernannten Moderatoren aufgrund von vermeintlichen Verstößen gegen die Regeln verhängt werden. Für mich ist das ein wenig überraschend, denn so funktioniert die Verhaltensregulierung in Tech-Communities angloamerikanischen Stils normalerweise nicht.

Meiner Meinung nach zeigt sich hier, was ich bereits in der Vergangenheit hervorgehoben habe: OpenStreetMap ist kein primär technisches Projekt, und die lokalen OSM-Gemeinschaften haben in letzter Zeit ein recht starkes Selbstvertrauen in ihre spezifischen kulturellen Kommunikations- und Interaktionsstile entwickelt. Ein Nudging zur Selbstanpassung funktioniert bei OSM nicht so gut wie in einer Gruppe, die von Anfang an kulturell homogener ist und in der der Gruppendruck in Richtung Konformität effektiver ist.

Die Art und Weise, wie die Verhaltensregulierung jetzt durchgesetzt wird, steht in vielerlei Hinsicht im Gegensatz zu dem, was während der Diskussion im Jahr 2021 kommuniziert wurde, wie sie funktionieren soll, nämlich durch Moderatoren, die auch sonst in dem betreffenden Kanal aktiv sind, die Konflikte durch Beratung entschärfen und eine moderierende Stimme im wahrsten Sinne des Wortes sind. Dies geschieht nach wie vor, aber in den meisten Fällen nicht durch die offiziellen Moderatoren. Es ist geradezu bemerkenswert und angenehm überraschend, wie gut es einigen Menschen in der OSM-Community gelingt, auch starke Gefühlsäußerungen in vielen Fällen mit Empathie und Sensibilität zu behandeln. Was man jedoch häufig beobachten kann, ist, dass danach, wenn die Teilnehmer eines Kanals bereits erhebliche Fortschritte gemacht haben, um die Situation zu entschärfen und das Verständnis und den Respekt für unterschiedliche Ansichten unter den Teilnehmern einer hitzigen Diskussion zu fördern, die offiziellen Moderatoren einspringen (in der Regel ohne bis dahin in die Diskussion involviert gewesen zu sein), einen einzelnen Schuldigen identifizieren und ihn in irgendeiner Form bestrafen – entweder nur durch einen offiziellen Verweis (und auf diese Weise implizit alle anderen von ihrer Verantwortung entbinden) oder durch eine Verbannung. Ich möchte betonen, dass dies nicht durchgängig der Fall ist. Es gibt auch Situationen, in denen offizielle Moderatoren Konflikte durch Beratung auf einfühlsame Weise entschärfen. Aber das beschriebene Muster ist in den Fällen, in denen letztlich erhebliche Strafmaßnahmen verhängt werden, recht oft zu beobachten.

Positiv zu vermerken ist, dass die offizielle Moderationstätigkeit recht anständig dokumentiert wird. Ich kann jedem empfehlen, diese Dokumentation ein wenig zu studieren, um sich einen eigenen Eindruck davon zu verschaffen, wie die zentral auferlegte Verhaltensregulierung in den OSMF-Kanälen heutzutage umgesetzt wird. Eine kleine Warnung jedoch, wenn Sie sich die offiziellen Aufzeichnungen der Kommunikation auf der Discourse-Plattform ansehen, auf die in diesen Berichten verwiesen wird: Diese sind oft unvollständig, da Nachrichten im Nachhinein entfernt wurden und in den Vorfallsberichten selektiv zitiert werden. Wenn Sie den Mailinglistenmodus abonniert haben, ergibt sich aus einigen dieser Unterhaltungen ein ganz anderes Bild als auf der Weboberfläche, wo manche Nachrichten nicht nur ausgeblendet sind (wobei noch eine Markierung vorhanden ist, die anzeigt, wo sich früher eine Nachricht befand), sondern auch vollständig sowohl für die allgemeinen Öffentlichkeit als auch für angemeldete Nutzer entfernt wurden. Und die Verwaltung dieses Ausblendens/Entfernens von Nachrichten erfolgt nicht durch die offiziellen Moderatoren, sondern durch ein separates, selbst ernanntes Leitungsteam, ohne unabhängige Aufsicht oder substantielle öffentliche Dokumentation. Die Verwendung des Mailinglistenmodus kann dabei helfen und eine vollständigere Aufzeichnung der Kommunikation ermöglichen, aber es gibt anscheinend eine eingebaute 20-minütige Verzögerung im Mailinglistenmodus, die auch dies nicht völlig zuverlässig macht.

Wenn man sich die Vorfallsberichte und die Moderationsaktivitäten ansieht, kann man einige meiner Meinung nach recht bemerkenswerte Beobachtungen machen. Erstens: Das vom OSMF-Vorstand eingesetzte Moderationsteam besteht formell aus fünf Personen. In der Praxis scheinen jedoch nur zwei von ihnen aktiv als Moderatoren tätig zu sein. Diese beiden (beide Amerikaner) fungieren als Berichterstatter und die anderen drei bestätigen lediglich die von diesen beiden vorbereiteten Entscheidungen. Zweitens: In acht von neun dokumentierten Fällen von Moderationstätigkeit geht es um die Sanktionierung von Nicht-Muttersprachlern für Kommunikationsaktivitäten in englischer Sprache.

Da ich diesen Blogbeitrag relativ kurz halten möchte, werde ich hier nicht auf die einzelnen dokumentierten Fälle eingehen. Wie gesagt – jeder ist eingeladen, sich selbst über diese Fälle zu informieren. Wenn jemand Nachrichten benötigt, die aus den öffentlichen Aufzeichnungen zu einem dieser Vorfälle entfernt wurden, kann er sich gerne direkt an mich wenden. Ich werde auch nicht weiter darauf eingehen, was die statistischen Beobachtungen in diesem Beitrag bedeuten. Sie sind herzlich eingeladen, Ihre eigenen Gedanken dazu in den Kommentaren unten zu äußern.

Abgesehen davon ist es bemerkenswert, dass das ursprüngliche Versprechen, dass lokale Gemeinschaften ihre eigenen Kanäle auf der Discourse-Plattform selbst verwalten dürfen, nicht eingehalten wird. Kommentaren zufolge werden Verbannungen auf der Discourse-Plattform immer global umgesetzt. Praktisch bedeutet dies, dass jemand, der in den von den offiziellen OSMF-Moderatoren kontrollierten Kanälen mit den OSMF-Regeln in Konflikt gerät, auch von der Teilnahme an den Kanälen seiner lokalen Gemeinschaft ausgeschlossen wird, selbst wenn das, was er getan hat, nach den sozialen Standards und Konventionen seiner lokalen Gemeinschaft vollkommen akzeptabel war. Die interessante Frage ist natürlich, ob dies praktisch auch umgekehrt funktioniert – dass jemand, der irgendwo auf der Welt gegen die lokalen Community-Standards verstößt, auch von allen anderen Kanälen auf der OSMF-Plattform gesperrt wird.

Eine andere Sache, die vielleicht zum Nachdenken anregt: Mindestens eine der Personen, die bisher von dem vom OSMF-Vorstand ernannten Moderationsteam offiziell verbannt wurden, hat in der Vergangenheit öffentlich geäußert, dass sie möglicherweise eine Lernbehinderung hat.

Wie werden sich die Dinge in Zukunft entwickeln? Ich weiß es natürlich nicht genau. Es gibt hier ganz klar zwei Trends, die in entgegengesetzte Richtungen weisen. Einerseits sind die Bemühungen um eine kulturelle Homogenisierung auf den von der OSMF zur Verfügung gestellten Kommunikationskanälen ganz offensichtlich bis zu einem gewissen Grad erfolgreich. Auf der anderen Seite lässt sich aber auch ganz klar ein Trend zur Diversifizierung der Kommunikationskanäle und -plattformen beobachten, die außerhalb der Kontrolle der OSMF genutzt werden. Und obwohl dies natürlich nicht zuverlässig nachgewiesen werden kann, ist es wahrscheinlich, dass Letzteres zumindest teilweise als Reaktion auf Ersteres geschieht – lokale Gemeinschaften, denen eine echte Selbstverwaltung auf den von der OSMF verwalteten Kanälen verwehrt wird, entscheiden sich für die Einrichtung und Nutzung von Kanälen, über die sie mehr Kontrolle haben.

Aber so sehr ich Initiativen für echte kulturelle Vielfalt und selbstbestimmte Bottom-up-Kooperation begrüße und für wesentlich halte, damit OpenStreetMap langfristig funktioniert, so wichtig ist es, sich klar zu machen, dass kulturelle Homogenisierung für viele eine attraktive Strategie ist, um die Zusammenarbeit in größeren Gruppen zu erleichtern und zu vereinfachen – und zwar nicht nur für diejenigen, deren Kultur anderen aufgezwungen wird, sondern auch für einige von denen, die sich anpassen und ihre Kultur in diesem Prozess aufgeben müssen. Echte kulturelle Vielfalt ist schwer, selbst für diejenigen, die stark von ihr abhängig sind.

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