Imagico.de

blog

Musaicum Macaronesia - Canary Islands Detail

10. Juli 2025
von chris
Keine Kommentare

Weitere Bilder von Atlantik-Inseln

Nachdem ich im Mai die Inseln der Europäischen Arktis vorgestellt habe, erweitere ich nun die Abdeckung der Musaicum-Satellitenbilder auf die anderen größeren Inseln und Inselgruppen des Atlantischen Ozeans.

Die Musaicum-Bilder sind eine Serie regionaler Satellitenbild-Zusammenstellungen auf Grundlage von Sentinel-2-Daten, welche ich 2023 begonnen habe und welche nach hohen Qualitäts-Standards produziert werden. Sie bieten eine unübertroffene Qualität in der farbigen Abbildung der Erdoberfläche in diesem Auflösungs-Bereich (10m) mit einem hohen Grad an farblicher Konsistenz bei außergewöhnlich geringem Wolkenanteil.

Die neu verfügbaren Daten umfassen Makaronesien (d. h. die Azoren, die Kanarischen Inseln, Madeira und Cabo Verde) und die abgelegenen Inseln des südlichen Atlantiks (St. Helena, Ascension, Tristan da Cunha, die Falklandinseln, Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln).

Musaicum Makaronesien - Azoren

Musaicum Makaronesien – Azoren

Musaicum Makaronesien - Cabo Verde

Musaicum Makaronesien – Cabo Verde

Musaicum Südatlantik-Inseln - Falklandinseln

Musaicum Südatlantik-Inseln – Falklandinseln

Musaicum Südatlantik-Inseln - Südgeorgien

Musaicum Südatlantik-Inseln – Südgeorgien

Sie haben vielleicht bemerkt, dass die Bouvet-Insel fehlt. Das liegt daran, dass Sentinel-2-Aufnahmen erst seit Kurzem diese abgelegene Insel routinemäßig erfassen. Daher sind noch nicht genügend Daten von guter Qualität verfügbar, um ein Bild von besserer Qualität als mein älteres Landsat-basiertes Mosaik zu erstellen. Deshalb habe ich beschlossen, diese Insel noch nicht einzubeziehen.

Musaicum Südatlantik-Inseln - Südgeorgien Detail

Musaicum Südatlantik-Inseln – Südgeorgien Detail

Wie üblich finden sich weitere Informationen und Beispiele auf den Produktseiten – für Makaronesien und die Südatlantik-Inseln.

Musaicum Südatlantik-Inseln - Falklandinseln Detail

Musaicum Südatlantik-Inseln – Falklandinseln Detail

Musaicum Makaronesien - Kanarische Inseln Detail

Musaicum Makaronesien – Kanarische Inseln Detail

Summer clouds over Freiburg

22. Juni 2025
von chris
2 Kommentare

Das OpenStreetMap-Sommergewitter

Deutsche Version auf Grundlage einer Übersetzung mit deepl.

In diesen Tagen beginnt der Sommer auf der Nordhalbkugel – und damit kommt in vielen Teilen Europas und Nordamerikas die Zeit der häufigen Gewitter.

In OpenStreetMap braut sich derzeit eine andere Art von Sturm zusammen, der eher sozialer Natur ist und für viele Außenstehende wahrscheinlich nur schwer zu verstehen und zu interpretieren ist, und der auch ein paar Themen berührt, über die ich kürzlich geschrieben habe.

Der Streit/Konflikt, von dem ich spreche, dreht sich um das technische System hinter der OpenStreetMap-Hauptwebsite, aber er weitet sich auf die Frage der Verwaltung von Gemeinschaftsprojekten in OpenStreetMap im Allgemeinen und die Frage des Generationenwechsels aus, über die ich kürzlich ebenfalls geschrieben habe.

Teile dieser Diskussionen finden Sie auf:

Es gibt noch einen weiteren Kontext, der in diesem Zusammenhang sehr nützlich ist, nämlich dass die OpenStreetMap Foundation vor kurzem das wirtschaftlich größte extern finanzierte Projekt in ihrer Geschichte gestartet hat, welches in direktem Zusammenhang mit der OpenStreetMap-Website steht. Die OSMF war und ist ziemlich undurchsichtig, was die Details dieses Projekts angeht – wir kennen nur die sehr begrenzte öffentliche Kommunikation, die von der OSMF gemacht wurde. Es sind keine Einzelheiten zu den Vertragsbedingungen bekannt, unter denen das Geld an das OSMF fließt. Was wir wissen, ist, dass sich das finanzielle Gesamtvolumen dieses Projekts auf 384k beläuft.

Parallel dazu nimmt die EWG in diesen Tagen Einreichungen für ihr Microgrant-Programm entgegen, dessen maximales Volumen pro Projekt angekündigt bei 6k liegt. Einer der obigen Links führt zur Diskussion über eine der Einreichungen für dieses Programm.

Über die Details dieser beiden finanziellen Unterfangen – und die problematischen Auswirkungen dieser Art von Geldausgaben auf intrinsisch motivierte Freiwillige in der OSM-Gemeinschaft – könnte man viel diskutieren, aber das ist heute nicht mein Thema. Die erwähnten wirtschaftlichen Entwicklungen sind der Hauptgrund, warum sich diese Diskussionen gerade jetzt entwickeln und warum sie sich um die OpenStreetMap-Website drehen. Und da sind natürlich auch die unterschiedlichen Interessen, die verschiedene Teile der OSMF in diesem Zusammenhang verfolgen. Worauf ich mich hier jedoch konzentrieren möchte, sind eher die zugrundeliegenden Probleme hinter den genannten Diskussionen.

Der Punkt, den ich hier hauptsächlich ansprechen möchte, ist, dass dies genau die Art von Generationswechselproblemen veranschaulicht, die ich kürzlich diskutiert habe. Wie jede andere Gemeinschaft muss auch die OSM-Gemeinschaft einen Generationswechsel bewältigen, um langfristig zu funktionieren. Und dazu muss sie ein Gleichgewicht finden zwischen dem Raum und den Ressourcen für neue Generationen von Gemeinschaftsmitgliedern, damit diese sich über den Horizont der vorherigen Generationen hinaus entwickeln können, und – gleichzeitig – der Erhaltung und Wertschätzung der Weisheit und Erfahrung der älteren und erfahreneren Gemeinschaftsmitglieder.

Normalerweise würde dieser Prozess in der größeren, intrinsisch motivierten OSM-Gemeinschaft vor allem dadurch ermöglicht, dass verschiedene Projekte parallel existieren (man denke an verschiedene Editoren für die Bearbeitung von OSM-Daten, verschiedene QS-Tools, verschiedene Kartenstile), die von verschiedenen Generationen von Gemeinschaftsmitgliedern kontrolliert werden, die sich gegenseitig respektieren und unterstützen und auf diese Weise einen reibungslosen Wissenstransfer und eine faire Verteilung der Ressourcen zwischen den verschiedenen Generationen gewährleisten.

Dieser Vorgang wird bereits empfindlich gestört, wenn man eine beträchtliche Menge an extrinsischer Motivation (d. h. Geld oder sogar das vage Versprechen auf Geld) hinzufügt. Darüber hinaus sprechen wir hier über die Teile des OSM-Ökosystems, in denen – entweder von Natur aus oder durch entsprechende Entscheidungen – nicht mehrere unabhängige Projekte parallel existieren, sondern in denen ein Monopol besteht – oder zumindest eine massive Marktkonzentration und ein sehr kleines Oligopol.

Und die meisten dieser Fälle stehen irgendwie unter der Schirmherrschaft der OSMF. Auch wenn die Projekte formal unabhängig sind, ist es die OSMF, die de facto genau ein Projekt unterstützt und für ihre Zwecke auswählt. Ob das eine bewusste Entscheidung war oder ob sich die Dinge einfach so ergeben haben, spielt keine Rolle.

Es wäre also die Aufgabe des OSMF, den Generationswechsel in diesen Fällen zu erleichtern. Aber das ist natürlich nicht wirklich realistisch, da die OSMF bereits massiv mit dem Generationswechsel in ihrer eigenen Organisationsstruktur kämpft.

Was kann die OSM-Gemeinschaft hier tun? Versuchen, aus eigener Initiative eine Vielfalt an Methoden und Werkzeugen zu schaffen. Und das geschieht natürlich bis zu einem gewissen Grad mit der Website (siehe auch hier). Aber ein echter Generationswechsel wird trotzdem schwierig sein, weil die erwähnte Balance schwer zu erreichen ist, wenn die OSMF fest am bestehenden Monopol festhält, ohne dass eine strategische Vision kommuniziert wird, wie sich das langfristig entwickeln soll. Und auch, weil diese alternativen Projekte eher das primäre Ziel haben könnten, das bestehende Website-Projekt zu verdrängen, anstatt als Instrument zur Erleichterung des Generationswechsels zu dienen.

Da die OSMF ihrer Verantwortung hier nicht gerecht wird, liegt es in erster Linie an den alten Hasen in den verschiedenen Projekten, die das Privileg und die Last haben, Schlüsselrollen im OSMF-Portfolio zu spielen, die Bedingungen zu schaffen, unter denen ein echter Generationswechsel stattfinden kann. Versucht, diejenigen zu unterstützen, die von Euch lernen wollen und müssen, vor allem, wenn sie dies mit anderen Ansätzen tun wollen als Ihr selbst. Versucht, eine Vielfalt der Methoden und Instrumente zu begrüßen, und seht Neuankömmlinge nicht in erster Linie als Konkurrenz. Ihr sollten die jüngere Generation als Partner in den Bemühungen sehen, OpenStreetMap langfristig voranzubringen. Erwartet nicht, dass die jüngeren Leute für Euch arbeiten oder Euren Vorstellungen entsprechen, wie die Dinge zu tun sind. Und denkt daran, dass es bei der Bildung jüngerer Menschen nicht nur darum geht, Euer Wissen und Eure Erfahrung weiterzugeben und sie in der praktischen Arbeit zu befähigen, sondern auch darum, Ideen von Qualität und Exzellenz zu teilen.

Aber die Initiative muss letztlich von der aufstrebenden jungen Generation ausgehen, um auf die alten Hasen zuzugehen, die die etablierten Projekte leiten. Ihr solltet sie als Träger von Wissen und Erfahrung sehen, von denen Ihr viel lernen könnt, und nicht als Hindernisse auf dem Weg zu Euren individuellen Zielen. Ihr seid auf sie angewiesen, um die Zukunft von OpenStreetMap erfolgreich zu gestalten, genauso wie sie auf Euch angewiesen sind. Erwartet nicht, dass Euch die Dinge auf dem Silbertablett serviert werden. Wenn Ihr neue Wege gehen und neue Ideen verfolgen wollt, müsst Ihr bereit sein, die notwendige Vorarbeit zu leisten. Ihr könnt von der älteren Generation erwarten, dass sie ihre Weisheit und Erfahrung mit Euch teilt, aber nicht, dass sie Euch die Arbeit abnimmt.

Und schließlich an beide Seiten: Achtet auf den wirtschaftlichen Kontext. Wenn Ihr im Rahmen Eurer OSM-bezogenen Arbeit in irgendeiner Weise bezahlt werdet oder wenn Ihr eine berufliche Karriere im Zusammenhang mit OpenStreetMap anstrebt, muss Eure Interaktion mit einem intrinsisch motivierten Freiwilligen diesen Unterschied berücksichtigen. Die OSMF behandelt dies als Nullsummenspiel und verteilt Geld nach dem Matthäus-Prinzip in der Hoffnung, einen einzigen klaren Marktführer zu haben, der durch wirtschaftliche Abhängigkeiten und persönliche Beziehungen an sie gebunden ist. Macht nicht den Fehler, euch auf dieses System einzulassen, selbst wenn Ihr für den Moment davon zu profitieren scheint.

Und das Wichtigste: Ich habe hier zwar einige Analysen darüber angestellt, warum die Dinge so sind, wie sie sind, und welche Ansätze praktikabel sein könnten, um die Notwendigkeit eines Generationswechsels unter diesen etwas ungünstigen Bedingungen zu bewältigen, aber ich habe natürlich nicht alle Antworten parat. Entwickelt Eure eigenen Gedanken zur Erleichterung des Generationswechsels und präsentieren und diskutiert diese Gedanken offen.

Ich möchte auch anerkennen, dass das OpenStreetMap-Website-Projekt darüber hinaus große Anstrengungen unternimmt, um einen Generationswechsel innerhalb des Projekts zu erleichtern. Das ist lobenswert. Aber es ist kein Ersatz dafür, neuen Generationen den Raum zu geben, völlig neue Ansätze innerhalb der gesamten Gemeinschaft selbständig zu erforschen und zu entwickeln.

Die andere Sache, die die OSM-Gemeinschaft tun kann und sollte, ist, ernsthaften Druck auf die OSMF auszuüben, damit sie – sozusagen – den Kopf aus dem Sand zieht und damit sie aufhört, das Problem zu ignorieren und anfängt, Verantwortung zu übernehmen. Und das bedeutet nicht, dass die OSMF anfängt, die Leute herumzukommandieren oder die unabhängigen Projekte einfach loszuwerden (was die Richtung zu sein scheint, in die sich die Dinge derzeit bewegen – entweder indem bestehende Projekte abhängiger werden oder indem sie durch Projekte ersetzt werden, die von Natur aus enger mit der OSMF verbunden sind). Es bedeutet, dass die OSMF anfangen sollte, strategisch zu denken, und dass sie anfangen sollte, Kompetenz und Erfahrung in der größeren Gemeinschaft zu schätzen und zu fördern, und nicht nur people whose work we know and enjoy. Niemand erwartet von der OSMF, dass sie hier tatsächlich Lösungen anbietet (das wäre auch ziemlich unrealistisch, siehe oben). Aber die Anerkennung der Verantwortung für die getroffenen Entscheidungen wäre ein wichtiger erster Schritt.

Und da sich einige das wahrscheinlich fragen werden: Ja, ich habe hier auch OSM-Carto im Sinn – obwohl das weder Software noch „core“ ist. Wie regelmäßige Leser dieses Blogs wissen, habe ich in den letzten Jahren viel Zeit investiert, um proaktiv einen erheblichen Teil meiner Erfahrung im Kartendesign weiterzugeben. Und ich habe seit vielen Jahren immer wieder dazu aufgerufen, echte Alternativen zu OSM-Carto zu entwickeln mit vergleichbaren Zielen und Ambitionen, und Menschen ermutigt, solche Projekte zu starten. Aber, wie ich auch in der Vergangenheit diskutiert habe, sind Talent und Erfahrung nur ein Faktor, der darüber entscheidet, ob ein echter Generationswechsel im Bereich des Kartendesigns möglich ist – der andere ist die Verfügbarkeit von geeigneten Werkzeugen und ein unterstützendes soziales Umfeld für die Designarbeit.

At the waterline - depiction of coastal constructions and harbour features

29. Mai 2025
von chris
Keine Kommentare

An der Wasserlinie – Darstellung von Küsten-Konstruktionen und Strukturen in Häfen

OpenStreetMap hat – trotz seines britischen Ursprungs – keinen sehr starken maritimen Schwerpunkt. Der Grund dafür ist wahrscheinlich, dass nur ein kleiner Prozentsatz der Mapper in OpenStreetMap in einer Küstenregion lebt. Und selbst für diejenigen, die in einer Küstenstadt leben, steht dieser Aspekt nur selten im Mittelpunkt des täglichen Lebens.

Infolgedessen ist die Erfassung menschlicher Infrastruktur mit Bezug zur Küste in OSM relativ unterentwickelt. Und viele der Tags, die im Laufe der Zeit erfunden und etabliert wurden, werden von den Datennutzern nicht in großem Umfang interpretiert – und wenn doch, dann oft auf recht undifferenzierte Weise.

Über physische Geographie an der Küste in OpenStreetMap habe ich schon ausführlich geschrieben – ebenso wie über ihre Darstellung in Karten. In einem neuen Blog-Beitrag in englischer Sprache befasse ich mich nun mit der Karten-Darstellung von menschengemachten Strukturen an der Küste.

The different designs of coastal structures introduced here in context at z19

deutsch The Musaicum European Arctic Islands

24. Mai 2025
von chris
Keine Kommentare

Das Musaicum „Inseln der Europäischen Arktis“

Ich freue mich, ankündigen zu können, dass erneut eine Erweiterung meines Musaicum-Satellitenbildmosaiks verfügbar ist.

Die Musaicum-Bilder sind eine Serie regionaler Satellitenbild-Zusammenstellungen auf Grundlage von Sentinel-2-Daten, welche ich 2023 begonnen habe und welche nach hohen Qualitäts-Standards produziert werden. Sie bieten eine unübertroffene Qualität in der farbigen Abbildung der Erdoberfläche in diesem Auflösungs-Bereich (10m) mit einem hohen Grad an farblicher Konsistenz bei außergewöhnlich geringem Wolkenanteil.

Das neue regionale Mosaik deckt die Inseln der Europäischen Arktis ab. Das bedeutet Spitzbergen, Franz-Josef-Land und Nowaja Semlja. Bezogen auf die abgedeckte Fläche ist dies das kleinste der bisher veröffentlichten Musaicum-Bilder – aber auch eines der interessantesten.

Spitzbergen auf dem Musaicum Inseln der Europäischen Arktis

Spitzbergen auf dem Musaicum Inseln der Europäischen Arktis

Spitzbergen zum Beispiel ist eine der farbenprächtigsten Regionen der Erde, dank einer äußerst vielfältigen Geologie. Diese Gegend bringt mich auch zurück zu den frühesten lokalen Satellitenbildmosaiken, die ich in diesem Blog vorgestellt habe:

In den letzten zehn Jahren hat sich in Bezug auf die verfügbaren Daten viel getan – wir haben jetzt um mehrere Größenordnungen mehr Daten zur Verfügung – und das in viel besserer Qualität. Während es 2013 kaum möglich war, eine vollständige wolkenfreie Abdeckung von Franz-Josef-Land grob beim Schneeminimum zusammenzustellen – und dazu musste man teils auf Daten aus den 1980er Jahren zurückgreifen, basiert das neue Mosaik fast vollständig auf Daten aus nur drei Jahren.

Franz-Josef-Land auf dem Musaicum Inseln der Europäischen Arktis

Franz-Josef-Land auf dem Musaicum Inseln der Europäischen Arktis

Die präzise Kompensation des Atmosphären-Einflusses ist in den hohen polaren Breiten immer noch ein großes Problem, und es ist erstaunlich, wie wenig Fortschritte die verfügbaren Techniken in den letzten zehn Jahren hier gemacht haben – und das, obwohl sich die Qualität der Rohbilder so stark verbessert hat. In den hohen polaren Breitengraden gibt es kaum geeignete Referenzflächen für die Kalibrierung der Atmosphären-Kompensation, und außerdem sind die Oberflächenfarben zeitlich sehr variabel. Eine weitere Schwierigkeit ergibt sich aus dem niedrigen Sonnenstand während des spätsommerlichen Schneeminimums. Ein wesentlicher Teil der Entwicklungsarbeit, die in die neueste Version des Musaicum-Prozesses eingeflossen ist, bezieht sich auf die Bewältigung dieser Schwierigkeiten.

Es gibt noch Raum für Verbesserungen, aber ich kann ohne zu zögern sagen, dass dies mit hoher Wahrscheinlichkeit die konsistenteste Darstellung der Oberflächenfarbe dieser Region ist, die Sie bisher gesehen haben.

Nowaja Semlja auf dem Musaicum Inseln der Europäischen Arktis

Nowaja Semlja auf dem Musaicum Inseln der Europäischen Arktis

Eine Sache, die Ihnen vielleicht auffällt, ist die Diskrepanz in der Ozeanfarbe zwischen dem Musaicum-Bild und dem Ozeanhintergrund aus der Green Marble, die Sie an vielen der nicht vergletscherten Küsten (wie hier) beobachten können. Der Grund dafür ist, dass die Ozeanfarbe der Green Marble auf einem Durchschnitt aller Jahreszeiten mit offenem, eisfreiem Wasser basiert, während die Musaicum-Daten-Basis ausschließlich aus dem Spätsommer nahe dem Schneeminimum stammt. Während der Schneeschmelze, wenn das Meer bereits eisfrei ist, ist die Farbe des Wassers oft deutlich heller, da die Partikel vom Schmelzwasser ins Meer getragen werden, was die beobachtete Diskrepanz verursacht.

Nagurskoje-Basis, Alexandra-Land, Franz-Josef-Land

Nagurskoje-Basis, Alexandra-Land, Franz-Josef-Land

Weitere Informationen und Beispiele finden Sie auf der Produktseite des neuen Mosaiks.

Wenn – wie ich vermute, dass dies bei den meisten Lesern der Fall ist – die Inseln der Europäischen Arktis für Sie keine Region von großem praktischen Interesse sind: Es wird natürlich auch zusätzliche Musaicum-Bilder in anderen, dichter besiedelten Teilen der Welt geben. Wo das sein wird, hängt auch von Ihnen ab. Die Produktionsplanung richtet sich nach den Kundenbedürfnissen. Wenn Sie also ein Gebiet haben, für das Sie qualitativ hochwertige Bilder benötigen und wo noch keine Musaicum-Bilder verfügbar sind, sollten Sie sich mit mir in Verbindung setzen.

Holmstrom-Gletscher, Spitzbergen

Holmstrom-Gletscher, Spitzbergen

Bell-Insel, Franz-Josef-Land

Bell-Insel, Franz-Josef-Land

Matotschkinstraße, Nowaja Semlja

Matotschkinstraße, Nowaja Semlja

22. Mai 2025
von chris
Keine Kommentare

Individualismus vs. Kollektivismus und Anarchie vs. Autorität in OpenStreetMap

Deutsche Version auf Grundlage einer automatischen Übersetzung mit deepl.

Ein interessanter Kommentar wurde kürzlich von dreamy, einem koreanischen OpenStreetMapper, zu kulturellen Unterschieden in OpenStreetMap veröffentlicht. Das Thema, wie verschiedene Kulturen in OSM zusammenarbeiten und welche Herausforderungen dies mit sich bringt, interessiert mich schon seit langem, so dass ich meine Leser auf diesen Kommentar hinweisen und einige meiner eigenen Gedanken dazu beitragen wollte.

Wir im kulturellen „Westen“ haben oft nur einen sehr begrenzten Einblick in „östliche“ (und auch „südliche“) Ansichten über OpenStreetMap, und wenn wir einen Einblick in diese Kulturen in OSM bekommen, dann oft durch Menschen, die weitgehend in eine westliche Kultur assimiliert sind – weil sie diejenigen sind, die oft am besten in westlichen Sprachen kommunizieren können.

Nebenbemerkung (und Empfehlung) für deutschsprachige Leser: Für mehr Hintergrundinformationen über das politische/kulturelle Konzept des „Westens“ kann ich einen aktuellen Podcast von Mick Klöcker empfehlen.

Wie Sie wahrscheinlich wissen, herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass „westliche“ Kulturen sich selbst als eher individualistisch betrachten, während „östliche“ Kulturen sich als eher kollektivistisch sehen. Der verlinkte Kommentar scheint dies im OSM-Kontext etwas anders zu formulieren, nämlich als „Anarchie“ vs. „Autorität“ (wobei Autorität nicht in erster Linie die Autorität einzelner Menschen, sondern von Werten und Ordnungsprinzipien ist) – wobei der de-facto-Zustand im Moment der von „Anarchie“ ist.

Ich sehe wesentliche Elemente der Anarchie in der Art und Weise, wie OSM heutzutage funktioniert, aber ich möchte behaupten, dass dies weniger etwas ist, das der Art und Weise, wie OSM im Kontext des kulturellen „Westens“ funktioniert, inhärent ist. Ein paar Beispiele:

  • Die grundlegenden Werte von OSM bilden einen ziemlich klaren Rahmen, der als Leitprinzip und Wertesystem dienen könnte, auch wenn sie heutzutage nicht mehr von großer praktischer Bedeutung sind. Die Frage ist eher, wie es dazu kam, dass diese Werte heute so wenig praktische Bedeutung haben (eine Diskussion findet sich hier).
  • Der Ursprung der konsensbasierten Entscheidungsfindung in westlichen Kulturen ist keineswegs mit Anarchie verbunden, sondern stammt aus stark kollektivistischen Gemeinschaften (wie der Quäkerbewegung und anderen religiösen Gemeinschaften).

Könnte es sein, dass die Anarchie, die man heutzutage in OSM weithin beobachten kann, eher mit den Schwierigkeiten der mehr individualistischen Teile der westlichen Kultur mit den inhärent kollektivistischen Aspekten von OSM zusammenhängt?

Was mich sehr interessieren würde, sind Ideen aus dem kulturellen „Osten“, wie man der Anarchie in OSM praktisch begegnen kann, ohne dass es zu einer Dominanz von Partikularinteressen statt zu Harmonie, einer allgemein nützlichen Ordnung, Mäßigung und kollektiver Verantwortung kommt. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ein großer Prozentsatz der OSM-Gemeinschaftsmitglieder im Westen aufgewachsen ist, in Gesellschaften, in denen das individuelle Vorankommen weitgehend über das Gemeinwohl gestellt wird.

Panorama des Doms von Münster

30. März 2025
von chris
Keine Kommentare

FOSSGIS 2025 – Eindrücke

Die letzten paar Tage war ich nach vielen Jahren mal wieder auf der FOSSGIS-Konferenz. Und ich möchte hier ein paar Eindrücke zu verschiedenen Themen teilen.

Schloss Münster

Vortrag

Ich hab auf der Konferenz einen Vortrag zur Satellitenbild-Bearbeitung präsentiert. Die Aufzeichnung kann man beim CCC sehen.

Die Folien wird der Verein wohl auch zeitnah veröffentlichen.

Satellitenbild-Themen, die über halbwegs standardisierte Analytik (wir extrahieren irgendwelche semantischen Informationen aus dem Bild und arbeiten dann damit) hinaus gehen, sind auf der FOSSGIS immer recht exotisch. Ich hab deshalb versucht, das Ganze genügend allgemeinverständlich aufzuziehen, wodurch man dann in 20 Minuten natürlich auch nicht in die Tiefe gehen kann. Der Vortrag war vor Ort gut besucht, das meiste Feedback kam allerdings zunächst – bei der FOSSGIS durchaus erwartbar – zu den von mir angemerkten Lücken ind den Fähigkeiten von FOSS-Tools.

Interessant ist in diesem Zusammenhang vor allem, dass in Gesprächen wie auch in verschiedenen anderen Vorträgen klar wurde, wie sehr die Finanzierung von FOSS-Entwicklung an kurzfristigen unmittelbaren Bedarfen orientiert ist und wie – gerade auch im Bereich von Grundlagen-Werkzeugen wie GDAL – strategische Investitionen praktisch kaum stattfinden. Ich hatte das im Kontext von OpenStreetMap in Bezug auf Kartengestaltung schon öfters angemerkt. Mir war jedoch bis jetzt nicht klar, wie weit verbreitet dieses Phänomen im Bereich FOSS generell ist. Aber das ist durchaus nachvollziehbar. Wenn zum Beispiel die Firma Esri in die Entwicklung von GDAL investiert, dann tut Sie es ja nicht, um Konkurrenz zu ihren eigenen Produkten aufzubauen. Das Ziel dürfte viel mehr das selbe sein wie bei anderen Sponsoren: günstig recht kurzfristige unmittelbare Bedarfe für die eigenen Produkte und Dienstleistungen zu decken.

Vor dem Hintergrund ist meine Idee, dass es hier vielleicht Potential für eine wirtschaftlich tragfähige Zusammenarbeit zwischen Methoden-Entwicklung (das, was ich mache) und professioneller Open-Source-Software-Entwicklung geben könnte, die diese Methoden anderen Anwendern zugänglich macht, vielleicht etwas naiv. Denn so eine Zusammenarbeit würde natürlich ausschließlich vor dem Hintergrund einer strategischen Investition wirtschaftlich funktionieren.

Aus dem Vortrag Verarbeitung offener Satellitendaten mit freier Software für die visuelle Anwendung

Kartographie

Daneben habe ich auf der Konferenz eine Reihe von Veranstaltungen zum Thema Kartengestaltung mit QGIS angeschaut und habe dadurch interessante Einblicke in diese Welt der interaktiven Kartengestaltung gewonnen.

Zum Verständnis des Hintergrundes: Alle meine Arbeiten im Bereich der Karten-Gestaltung basieren auf einem nicht interaktiven Arbeits-Paradigma. Ich entwickle die Regeln der Gestaltung und der zugehörigen Daten-Verarbeitung in Form von Regelbeschreibungen in dafür geeigneten Sprachen (CartoCSS, PostgreSQL, diverse allgemeine Skript-Sprachen sowie strukturierte Dateiformate). Interaktive Arbeitsschritte spielen praktisch ausschließlich bei der Gestaltung von Bild-Symbolen eine Rolle. Diese Gestaltungs-Regeln werden dann auf generische Geodaten (in den meisten Fällen OpenStreetMap-Daten) angewandt.

Die Anwender von QGIS und ähnlichen Werkzeugen arbeiten jedoch völlig anders. Das dort übliche Arbeits-Paradigma basiert auf dem Ansatz der Digitalisierung der ersten Generation, wie er in vielen Arbeitsbereichen – wie auch in der Kartographie – stattgefunden hat: Man überführt die vor-digitalen Arbeits-Abläufe eins-zu-eins in interaktive digitale Schritte. Im Bereich der Kartographie hat man diesen Ansatz mittlerweile dahingehend weiter entwickelt, dass man – zumindest teilweise – auch regelbasiert arbeitet, dass also die interaktiv durchgeführten Bearbeitungsschritte bei geänderten Ausgangsdaten automatisiert auf diese anwenden kann. Die Regelentwicklung geschieht jedoch nach wie vor vollständig interaktiv über eine grafische Benutzer-Schnittstelle, man muss sich also seine Karten-Gestaltung zwingend per Maus zusammenklicken (oder alternativ: das Ganze komplett über eine Programmier-Schnittstelle steuern). Eine für menschliches Lesen und Schreiben konzipierte Repräsentation der Gestaltungs-Regeln in Textform scheint es nach wie vor nicht zu geben.

Aber es gibt natürlich auch jede Menge Überlappungen bei Problemen und Lösungen zwischen den beiden Ansätzen. Und es war interessant zu sehen, wo da im QGIS-Bereich gerade Schwerpunktmäßig gearbeitet wird.

Was ich bemerkenswert fand, war, wie groß unter QGIS-Anwendern anscheinend der Wunsch ist, alle Lösungen innerhalb von QGIS zu haben. Ein großes Thema schien zum Beispiel zu sein, Diagramme in Karten darzustellen und was für Diagramm-Typen und Darstellungs-Formen dafür innerhalb von QGIS verfügbar sind. Für mich als überzeugtem Anhänger der Unix-Philosophie erscheint das reichlich absurd. Es gibt bereits eine Menge gute und leistungsfähige Werkzeuge, um Diagramme zu erstellen – auch als Open Source. Weshalb braucht man also eine solche Funktion innerhalb von QGIS? Ich habe den Eindruck, hier spielt der Fokus auf die interaktive Bedienung eine große Rolle. Der Anwender will die Diagramme unbedingt – genau wie den Rest der Karte – interaktiv gestalten und möchte dies mit einer mit dem Rest von QGIS einheitlichen Benutzer-Schnittstelle tun. Auch das ließe sich natürlich auch mit externen Werkzeugen zur Diagramm-Erzeugung umsetzen, würde aber den Nutzen der Modularisierung entsprechend der Unix-Philosophie weitgehend negieren.

Jahres-Hauptversammlung des Vereins

Erwähnen möchte ich auch die Jahres-Hauptversammlung des FOSSGIS-Vereins. Wichtigster Punkt dabei war, dass der FOSSGIS von den Mitgliedern die Zustimmung einholen wollte (und erhielt), im Namen von OpenStreetMap Deutschland Geldmittel von OSM-Datennutzern einzuwerben – geplant in Form von sogenannten Förder-Mitgliedschaften im Verein ohne Stimmrecht.

Ich möchte das Thema selbst hier nicht vertiefend diskutieren – das ist vielleicht mal etwas für einen separaten Blog-Post. Interessant war jedoch, dass ich der einzige war, der nicht für den Antrag gestimmt hat. Und das obwohl es in der Versammlung durchaus kritische Fragen zu der Idee gab. Ich wurde nach der Versammlung von mehreren Leuten durchgehend sehr positiv darauf angesprochen – teils in der Form, dass sie mir Ihre eigene kritische Perspektive auf das Thema erläutert haben, teils aus aktivem Interesse an den Gründen meiner zurückhaltenden Haltung dazu. Dass ich keine negativen Kommentare dazu bekommen habe, kann natürlich auch einfach ghosting sein, ich möchte es hier jedoch trotzdem explizit erwähnen, falls dies anderen hilft, in solchen Fällen die Courage zu entwickeln, offen auch mal nicht mit der dominierenden Mehrheitsmeinung zu stimmen.

Die Entwicklung und Organisation der deutschsprachigen und der internationalen OSM-Community war natürlich auch sonst ein häufiges Thema der Unterhaltungen, die ich geführt habe. Dabei ist mir ein relativ starker Kontrast aufgefallen. Auf der einen Seite gab es Gespräche, die auf einem aktiven Interesse an vielfältigen Perspektiven auf die OSM-Community aufbauten – insbesondere mit verschiedenen Aktiven im FOSSGIS aus dem nicht-OSM-Bereich, die an einer Weiterentwicklung der sozialen Strukturen im Verein für eine bessere Integration der gesamten Vielfalt von Menschen, die der Verein repräsentieren möchte, interessiert sind.

Auf der anderen Seite habe ich aber auch Gespräche geführt, in denen eine kritische Perspektive auf bestehende Strukturen entweder generell grundheraus zurückgewiesen wurde oder mir die Berechtigung und die Qualifikation für eine kritische Perspektive als außen stehendem Betrachter abgesprochen wurde.

So weit eigentlich nicht verwunderlich und im Grunde auch erwartbar. Was ich jedoch schade finde, ist, dass es zwischen beidem kaum Zwischentöne zu geben scheint. Der Wert eines produktiven Diskurses entsteht ja gerade dadurch, dass man andersartige Sichtweisen und Argumente wohlwollend aufnimmt und sich dann kritisch mit ihnen auseinandersetzt.

Ich habe nicht den Eindruck, dass im FOSSGIS die wohlwollend offene und tolerante Haltung in der Breite der einzelnen Aktiven verloren geht – das habe ich denke ich mit den Schilderungen meiner Gespräche auf dieser Konferenz auch gezeigt. Aber ich sehe doch die Gefahr, dass gerade dort, wo kurzfristige wirtschaftliche Interessen in den Vordergrund rücken, geschlossene Interessengruppen entstehen, die zunehmend eine kategorische Ablehnung gegenüber Sichtweisen und Ideen entwickeln, die diese Interessen vermeintlich gefährden.

Vortrags-Empfehlungen

Ich hab nur eine Auswahl von Vorträgen tatsächlich vor Ort gesehen – denn es gibt bei der FOSSGIS immer auch die sehr praktische und zuverlässige Möglichkeit, die Vorträge per Video später anzuschauen. Aus dieser Auswahl und aus verschiedenen Gesprächen mit anderen Besuchern hier eine Reihe von Empfehlungen:

Harald Hartmann: Wie können OpenStreetMap und QGIS einen Wegewart unterstützen?

Klingt jetzt vom Titel vielleicht nicht so reizvoll – war aber einer der wenigen OSM-Vorträge der Konferenz, der sich mit praktischen Fragen des gesellschaftlichen Nutzens und der gesellschaftlichen Integration von OpenStreetMap auseinandergesetzt hat, ohne dass da ein technischer oder wirtschaftlicher Schwerpunkt im Vordergrund stand.

Roland Olbricht: Kinder, Karten, Open Source

Ebenso wie Haralds Vortrag erfrischend nicht-technisch. Und behandelt ein wirklich wichtiges und interessantes Thema: Wie man Kinder an Konzepte von Karten und Geodaten (und Geographie) und ihren praktischen Nutzen heranführen kann. Was dem Vortrag fehlt, ist eine Betrachtung des umfangreichen Erfahrungsschatzes von kindgerechter Kartographie und Geographie-Didaktik für Kinder schon aus vor-digitalen Zeiten. Aber für einen ersten Einblick in das Thema und zur Bewusstseins-Schärfung sehr zu empfehlen.

Frederik Ramm: Overpass Turbo goes PostGIS

Nicht nur praktisch reizvoll, sondern auch eine schöne Demonstration, wie ein kleines FOSS-Projekt mit praktischem Nutzen gestartet werden kann. Wobei man natürlich auch kritisch anmerken sollte, dass man sich die Infrastruktur für eine solche Demo auch erst mal leisten können muss.

Falk Zscheile: Text und Data Mining in der OpenStreetMap-Datenbank aus rechtlicher Sicht

Hab den Vortrag selbst noch gar nicht gesehen, aber mit Falk über das Thema gesprochen. Über ein Teil-Thema aus dem Spektrum Urheber- und Datenbank-Recht, welches viele nicht auf dem Radar haben.

Panorama des Dom von Münster

14. März 2025
von chris
Keine Kommentare

Das Musaicum Vereinigte Staaten

Ich freue mich, erneut eine Erweiterung der Musaicum-Serie von Satellitenbild-Mosaiken vorstellen zu können.

Die Musaicum-Bilder sind eine Serie regionaler Satellitenbild-Zusammenstellungen auf Grundlage von Sentinel-2-Daten, welche ich 2023 begonnen habe und welche nach hohen Qualitäts-Standards produziert werden. Sie bieten eine unübertroffene Qualität in der farbigen Abbildung der Erdoberfläche in diesem Auflösungs-Bereich (10m) mit einem hohen Grad an farblicher Konsistenz bei außergewöhnlich geringem Wolkenanteil.

Das neu veröffentlichte Bild deckt die Vereinigten Staaten von Amerika ab – einschließlich Alaska, Hawaii und Puerto Rico.

Musaicum Vereinigte Staaten – Contiguous United States

Musaicum Vereinigte Staaten – Contiguous United States – click for larger version

Musaicum Vereinigte Staaten – Alaska

Musaicum Vereinigte Staaten – Alaska

Musaicum Vereinigte Staaten – Puerto Rico

Musaicum Vereinigte Staaten – Hawaii Musaicum Vereinigte Staaten – Hawaii/Puerto Rico

Damit wird die Palette der geografischen Umgebungen, für die das Musaicum-Verfahren angepasst und evaluiert wurde, erheblich erweitert. Dazu gehört insbesondere eines der schwierigsten Gebiete außerhalb der Tropen, was die wolkenfreie Bildzusammenstellung angeht – die Aleuten. Dementsprechend werden in einigen kleinen Teilen des Bildes deutlich ältere Daten verwendet (Gesamtspanne von 2016 bis 2024). Für den größten Teil des Abdeckungsgebiets werden jedoch ausschießlich Bilddaten aus den Jahren 2019-2024 genutzt. Die Farbkalibrierung und die Homogenität wurden im Vergleich zu den Mosaiken der zweiten Generation (Westasien und Nordatlantik-Inseln) weiter verbessert.

The Aleutian Islands

The Aleutian Islands

Wie bereits im Zusammenhang mit dem Bild der Nordatlantik-Inseln diskutiert, sind die Beleuchtungs-kompensierte Version und der Vegetationsdatensatz nun auch routinemäßig für die gesamte Abdeckung verfügbar.



Musaicum Vereinigte Staaten - Visualisierung der Vegetations-Daten

Musaicum Vereinigte Staaten – Visualisierung der Vegetations-Daten

Ich habe eine große Anzahl an Beispiel-Bildern auf der Produktseite bereitgestellt, die es Ihnen erlauben, das neue Bild zu erkunden. Falls Sie an einer Verwendung in eigenen Projekten interessiert sind, kontaktieren Sie mich gerne.

French Frigate Shoals, Hawaii

French Frigate Shoals, Hawaii

New York

New York

Zion Canyon, Utah

Zion Canyon, Utah

5. März 2025
von chris
Keine Kommentare

Wissenserhalt und Generationswechsel in OpenStreetMap

Ich habe heute einen Kommentar auf dem OSM-Carto Issue Tracker geschrieben, der meiner Meinung nach durchaus breiter gelesen werden sollte (hier in deutscher Übersetzung):

Wie viele wissen, hat OSM-Carto das aufwändigste System zur Darstellung von Straßen von allen OSM-basierten Karten. Seine Komplexität erlaubt es uns – mehr als die meisten anderen Kartenstile – die semantischen und strukturellen Details, die in den OSM-Daten über Straßen gespeichert sind, hervorzuheben und dazu Feedback zu geben. Sie stellt jedoch auch eine erhebliche Hürde für die Mitwirkenden an diesem Kartenstil dar und macht Änderungen an der Straßendarstellung zu einer Herausforderung.

Vor diesem Hintergrund wäre eine bessere Dokumentation unseres Straßenrendering-Systems von großem Wert. Nicht nur kurzfristig für die Entwicklung von OSM-Carto, sondern auch langfristig für die Zukunft von OpenStreetMap als Ganzes und für das Kartendesign im Allgemeinen. Es gibt im Moment nur eine Handvoll Leute, die ein tiefes Verständnis dafür haben, wie das Rendering von Straßen in OSM-Carto funktioniert – und für die meisten von ihnen ist dies bereits historisches Wissen (was bedeutet: sie sind nicht mehr in der Entwicklung von CartoCSS/Mapnik-Kartenstilen aktiv).

Leider haben diejenigen, die die wirtschaftlichen Möglichkeiten dazu hätten (Unternehmen, die OSM-Daten nutzen, akademische Einrichtungen, in geringerem Maße die OSMF), kein Interesse gezeigt, in das historische Gedächtnis von OpenStreetMap zu investieren. Und während wir in OSM-Carto den immensen Wert dieses Wissens für die Zukunft von OpenStreetMap und OSM-basiertem Kartendesign erkennen, fehlen uns natürlich die wirtschaftlichen Mittel, um sicherzustellen, dass dieses Wissen für zukünftige Generationen erhalten bleibt.

Wenn also jemand, der diesen Issue Tracker verfolgt, die Mittel hat, ein Vorhaben zu unterstützen, das 1,5 Jahrzehnte an historischem Wissen und Kartendesign-Erfahrung rund um die Entwicklung von OSM-Carto bewahrt und dokumentiert, wie der anspruchsvollste operative OSM-basierte Kartenstil funktioniert, oder die Möglichkeiten hat, diejenigen, die diese Mittel haben, zu überzeugen, hier zu investieren, dann fühlen Sie sich bitte sehr ermutigt, hier aktiv zu werden.

OpenStreetMap ist inzwischen älter geworden als die meisten digitalen sozialen Unternehmungen und hat sich dabei zumindest einigermaßen gesund gehalten. Aber einen echten Generationswechsel hat es noch nicht überstanden. Viele Leute aus den Anfangsjahren von OpenStreetMap bekleiden immer noch Schlüsselfunktionen innerhalb des Projekts.

Damit eine Gemeinschaft von Menschen langfristig überleben kann, muss sie – neben anderen – zwei wichtige Fähigkeiten entwickeln

  • in der Lage sein, einen echten Generationswechsel zu vollziehen
  • ein Gleichgewicht entwickeln zwischen
    • der Notwendigkeit, neuen Generationen von Mitgliedern den Raum und die Ressourcen zu geben, sich über den Horizont der vorherigen Generationen hinaus zu entwickeln (und auf diese Weise zu einer echten evolutionären Entwicklung fähig zu werden)
    • der Notwendigkeit, die kollektive Weisheit und Erfahrung über die Generationen hinweg zu entwickeln und zu bewahren (was einen langfristigen innovativen Fortschritt und eine bewusste Auswahl des evolutionären Pfades ermöglicht)

Der erste Punkt ist eine soziale Angelegenheit, OpenStreetMap kämpft definitiv mit dem Generationenwechsel. Ich habe dies in der Vergangenheit im Zusammenhang mit dem OSMF diskutiert – wo es insbesondere einige einflussreiche Leute gibt, die sich an ihren Einfluss klammern. Es hängt aber auch viel von der im zweiten Punkt beschriebenen Balance ab – was nicht nur eine soziale Frage ist, sondern auch eine intellektuelle und eine wirtschaftliche Herausforderung.

Im Zusammenhang mit der Feier des Geburtstags von OpenStreetMap haben Kommentatoren in der Vergangenheit oft Metaphern der Jugend und des Erwachsenwerdens verwendet. Ich denke, dass dies die falsche Perspektive ist. In der schnelllebigen digitalen Welt sind 20 Jahre in Bezug auf ein Menschenleben vielleicht eher 40 oder 60 Jahre.

Das Kartendesign ist meiner Meinung nach ein besonders gutes Beispiel für die Herausforderungen, denen OpenStreetMap in diesem Stadium seiner Entwicklung gegenübersteht. Nicht nur, weil es so sehr davon abhängt, dass Menschen mit einem weiten Blickwinkel und viel Erfahrung beteiligt sind und gleichzeitig aber auch neue Ansätze von unvoreingenommenen Köpfen ausprobiert und entwickelt werden. Sondern auch, weil wir schon in der kurzen Geschichte von OpenStreetMap verschiedene Beispiele hatten, in denen wesentliches Wissen verloren ging, weil die Träger dieses Wissens aus dem Projekt ausstiegen, ohne den Raum, die Wertschätzung und die Unterstützung zu bekommen, die nötig gewesen wären, um dieses Wissen substanziell weitergeben zu können (Osmarender und TopOSM, um nur zwei prominente Fälle zu nennen). Gleichzeitig erhalten junge Menschen mit Talent und Interesse an Kartendesign nicht das unterstützende Umfeld, das sie brauchen würden, um ihre Fähigkeiten zu entwickeln – darauf habe ich in der Vergangenheit bereits hingewiesen.

Manche mögen sagen: Was macht das schon? Eine evolutionäre Entwicklung ist doch sowieso zwingend mit Misserfolgen und Verlusten verbunden. Das ist richtig. Aber OpenStreetMap existiert nicht in einem Vakuum. Auch die Welt um uns herum entwickelt sich weiter. Und ich bezweifle, dass OpenStreetMap es sich leisten kann, sich auf seine Insel zurückzuziehen und einfach mit jeder neuen Generation von Karten-Designern neu zu beginnen.

Deutsche Version auf Grundlage einer automatischen Übersetzung mit deepl.

The Musaicum North Atlantic Islands

6. Februar 2025
von chris
Keine Kommentare

Das Musaicum Nordatlantik-Inseln

Nach den größeren regionalen Musaicum-Satellitenbildmosaiken von Europa und Westasien sieht diese zusätzliche Erweiterung der Abdeckung meiner Musaicum-Satellitenbildmosaik-Serie wahrscheinlich nicht sehr bedeutend aus. Aber sie stellt in mehrfacher Hinsicht einen Meilenstein dar, was ich hier erläutern werde.

Das Musaicum Nordatlantik-Inseln

Das Musaicum Nordatlantik-Inseln – Link geht zu größerer Version

Von früheren Arbeiten an lokalen Mosaiken in diesem Gebiet – Island, Jan Mayen und den Färöer-Inseln – wusste ich, dass diese Inseln der schwierigste Teil Europas sind, was die Erstellung eines qualitativ hochwertigen Bildes angeht. Die kurze Sommersaison in Kombination mit der hohen Bewölkungsdichte und den sehr unterschiedlichen Wolkentypen im Sommer machen dies zu einer Herausforderung. Das war zum Teil der Grund, warum ich diese Gebiete im Jahr 2023 nicht in die EU-plus-Abdeckung aufgenommen habe – denn das hätte damals einen außerordentlichen Zeitaufwand bedeutet, um sie in der gewünschten Qualität zu produzieren.

Jetzt, wo ein zusätzliches Jahr an Daten zur Verfügung steht und mit den Verbesserungen, die in der Zwischenzeit am Produktionsprozess vorgenommen wurden, habe ich beschlossen, es zu versuchen. Und die Ergebnisse sind bemerkenswert gut.

Akureyri und Nordisland

Akureyri und Nordisland

Reykjavik

Reykjavik

Stresstest des Prozesses

Ich habe bereits den Unterschied zwischen klassischen Mosaikherstellungstechniken und pixelstatistischen Methoden erörtert. Bei den Methoden der Pixelstatistik kann man sich auf die einfache Regel verlassen, dass sich die Qualität der Ergebnisse verbessert, wenn man mehr Daten verwendet (natürlich unter sonst gleichen Bedingungen) – wenn das nicht der Fall ist, ist die verwendete Methode fehlerhaft. Die Konvergenzrate, d. h. wie sehr sich die Ergebnisse durch die Verwendung von mehr Daten verbessern, ist unterschiedlich, aber der Grundsatz, dass dies der Fall ist, ist universell.

Bei den klassischen Mosaiktechniken ist dies im Allgemeinen nicht der Fall. Das Hinzufügen weiterer Quelldaten führt nur dann zu besseren Ergebnissen, wenn diese Daten besser sind als die bereits vorhandenen Daten. Andernfalls ist es ebenso möglich, dass die Qualität der Ergebnisse abnimmt. Dies zu vermeiden, ist eines der Hauptziele bei der Entwicklung von Mosaik-Produktionsmethoden.

Die Nordatlantik-Inseln sind ein guter Testfall, um dies zu bewerten, da man eine große Anzahl von Quellbildern benötigt, um sicherzustellen, dass jeder Teil des Gebiets mit Daten von angemessener Qualität abgedeckt ist. Selbst wenn man in einem Gebiet ein weitgehend wolkenfreies Sommerbild hat (was in vielen Gegenden selten vorkommt), kann es sein, dass zum Beispiel in den Bergen frischer Schnee liegt (was in Island sogar im Sommer üblich ist).

In Anbetracht dessen sind die Ergebnisse recht gut – die Wolkenhäufigkeit im Mosaik ist nicht messbar höher als in Kontinentaleuropa und Westasien, und auch die Einheitlichkeit ist gut. Und es gibt wesentlich weniger saisonalen Schnee als in meinem älteren, manuell erstellten Landsat/Sentinel-2-Mosaik.

Ohne Schattierung und Schatten

Die andere große Verbesserung betrifft die zusätzlichen Ebenen, die im Musaicum-Produktionsprozess erzeugt werden. Ich hatte die Beleuchtungs-kompensierte Version des Mosaiks bereits mit dem Europa-Bild eingeführt. Diese bietet – wie dort besprochen – wesentlich bessere Ergebnisse als die von der ESA verfügbaren L2A-Daten. Das Verfahren zur Herstellung dieses Mosaiks wurde an Methoden angepasst, die zuvor bei lokalen Mosaiken verwendet wurden – wie 2019 besprochen. Aber die Behandlung von Schatten ließ zu wünschen übrig, so dass ich 2024 einige Zeit damit verbrachte, diese Methoden zu verbessern. Dies wurde bereits bei der Produktion des Westasien-Mosaiks in großem Maßstab getestet, aber ich hatte damals nicht die Zeit, die Ergebnisse genauer zu bewerten.

Auch hier waren die Nordatlantik-Inseln ein guter Testfall, da bei hohen Breitengraden Schatten in Satellitenbildern ein größeres Problem darstellen als auf niedrigeren Breiten. Die Ergebnisse sind hier zu sehen.

Mountains in southern Iceland with shading as recordedMountains in southern Iceland with shading compensation

Eastern Iceland with shading as recordedEastern Iceland with shading compensation

Es gibt einen gewissen Grad an Unterkompensation der Schattierung (was – zumindest für visuelle Anwendungen – einer Überkompensation vorzuziehen ist) und Schatten werden nicht immer zuverlässig erkannt (insbesondere Schatten auf nassem Schnee sind bekanntermaßen schwer von Wasseroberflächen zu unterscheiden). Aber abgesehen davon bin ich auch hier mit den Ergebnissen recht zufrieden.

Die andere zusätzliche Ebene – der Vegetationsdatensatz – hat ebenfalls ein Upgrade erhalten. Dies verbessert die Kontinuität über die Kacheln hinweg, in denen die Daten verarbeitet werden.

Visualisierung des Musaicum-Vegetationsdatensatzes

Visualisierung des Musaicum-Vegetationsdatensatzes

Sowohl die Beleuchtungs-kompensierte Version des Bildes als auch der Vegetationsdatensatz werden nicht mehr als experimentell betrachtet und können nun wie das reguläre Mosaik lizenziert werden. Ich werde beides auch rückwirkend für das Westasien-Mosaik zur Verfügung stellen, sobald es die Zeit erlaubt.

Wenn Sie sich für das Bild der Nordatlantik-Inseln interessieren, schauen Sie bitte auf der Produktseite nach weiteren Details und Beispielen. Wenn Sie an zusätzlichen Musaicum-Bildern in bisher nicht verfügbaren Gebieten interessiert sind, nehmen Sie bitte Kontakt mit mir auf.

Bjargtangar, Iceland

Bjargtangar, Island

Tórshavn, Faroe Islands

Tórshavn, Färöer-Inseln