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17. Oktober 2024
von chris
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Ein paar zusätzliche Kommentare zur neuen OSM-Carto-Version

Deutsche Version auf Grundlage einer automatischen Übersetzung mit deepl.

Wir haben eine neue OSM-Carto Version veröffentlicht, die endlich eine Lösung für eines unserer ältesten Probleme enthält – die Darstellung von Zugangsbeschränkungen auf Straßen. Und ich möchte hier ein paar zusätzliche Anmerkungen machen, die über das hinausgehen, was ich in der Release-Ankündigung geschrieben habe.

Das betreffende Problem war seit 11 Jahren offen, und ich habe den zeitlichen Ablauf dieses Prozesses bereits in der Entwicklungsdiskussion dargestellt:

Was können wir also daraus lernen und warum hat es so lange gedauert?

Was braucht Zeit bei der Kartengestaltung?

Zunächst einmal spiegelt diese Zeitleiste aus meiner Sicht in etwa den _relativen_ Arbeitsaufwand wider, der für verschiedene Aufgaben im praktischen Kartendesign erforderlich ist, das versucht, innovativ zu sein und nicht nur Ideen und Methoden zu kopieren, die anderswo entwickelt wurden:

  1. 50 Prozent der Arbeit ist konzeptionelle Designarbeit – eine realisierbare und gut durchdachte Hauptidee, wie man etwas darstellen kann, und eine konzeptionelle Skizze, wie die Regeln aussehen müssen, um von den Daten zu dieser Visualisierung zu gelangen, ist bereits die halbe Miete.
  2. 25 Prozent der Arbeit ist die Entwicklung einer ersten konkreten Umsetzung des konzeptionellen Entwurfs. Je nach Problemstellung besteht diese meist aus Algorithmus-entwicklung, Symbol- und Farbdesign.
  3. Weitere 25 Prozent der Arbeit entfallen auf die Verfeinerung und Anpassung dieser ersten Umsetzung an die praktischen Anforderungen der konkreten Karte. Dazu gehören technische Optimierungsarbeiten, Designanpassungen auf der Grundlage von Nutzerfeedback und praktische Tests des Designs in seinem kartografischen Kontext.

Diese Prozentsätze gelten unter der Voraussetzung, dass die konzeptionelle Arbeit von hoher Qualität ist. Ist dies nicht der Fall, können Sie den zweiten Schritt oft nicht abschließen und müssen die konzeptionelle Arbeit mit den Erkenntnissen aus dem erfolglosen ersten Versuch wiederholen. Das ist normal, selbst für erfahrene Kartendesigner. Aber dadurch dauert der ganze Prozess natürlich viel länger und man kommt am Ende immer noch auf ähnliche relative Prozentsätze.

Das Problem ist natürlich, dass dies schwer zu verkaufen ist. Und das ist bei einem freiwilligen Gemeinschaftsprojekt wie OSM-Carto nicht viel einfacher als bei einem kommerziellen Projekt. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich Kommentare zu OSM-Carto gesehen habe, in denen jemand im Wesentlichen sagte: Es muss nur in irgendeiner Form gerendert werden, es ist egal wie.

Um es also klar zu sagen: Ja, man kann diesen Ansatz verfolgen. Man kann im Wesentlichen Schritt 1 weglassen und Schritt 2 darauf reduzieren, Dinge von anderswo zu kopieren und die Farben zufällig auszuwählen. Am Ende erhält man etwas, das man selbst vielleicht auch eine Karte nennen würde. Aber das ist nur Schmarotzertum beim Kartendesign. Wirtschaftlich gesehen könnte dies aufgrund der Zeitersparnis sogar lukrativ sein. Aber intellektuell und künstlerisch wäre es höchst unbefriedigend. Deshalb glaube ich auch nicht, dass dies für ein freiwilliges Gemeinschaftsprojekt praktikabel wäre.

Gewinnung talentierter und qualifizierter Mitwirkender

Aber all das erklärt natürlich nicht, warum es 11 Jahre gedauert hat, bis OSM-Carto dieses spezielle Problem gelöst hat ist. Vor allem angesichts der Tatsache, dass dieses Problem im Gegensatz zu anderen, technisch nicht sehr anspruchsvoll ist.

Der überwiegende Teil dieser 11 Jahre wurde natürlich nicht für die eigentliche Arbeit aufgewendet, sondern bestand im Wesentlichen darin, darauf zu warten, dass jemand mit den erforderlichen Fähigkeiten und dem Interesse an dem Projekt die Zeit findet, daran zu arbeiten.

Die Quintessenz ist: Der Ressourcenengpass eines Gemeinschaftskartenprojekts wie OSM-Carto sind qualifizierte Kartengestalter, die die Kapazität und das Interesse haben, ihre Zeit in das Projekt zu investieren. OSM-Carto hat das besser hinbekommen als viele andere Kartenprojekte in der OSM-Community, denn die Hauptkarte für die OSM-Community zu sein, bildet einen großer Anreiz für Mitwirkende.

Aber – wie ich bereits in der Vergangenheit betont habe – haben wir, die OSM-Carto-Maintainer, es über viele Jahre hinweg versäumt, talentierten und fähigen Kartendesignern ein attraktives Umfeld für ihre Arbeit zu bieten. Die Fähigkeit, an konkreten kartografischen Problemen konzeptionell zu arbeiten, hängt davon ab, dass es eine klare Gesamtstrategie für die Karte als Ganzes gibt, und wir waren schon lange nicht mehr in der Lage, uns auf eine solche Strategie für OSM-Carto zu einigen.

Der andere Faktor ist der soziale Kontext des Projekts. Wie die nicht-technische Arbeit (die – wie oben beschrieben – mehr als die Hälfte des Kartendesigns ausmacht) in der größeren OSM-Gemeinschaft bewertet und geschätzt wird, hat einen großen Einfluss darauf, wie viel Talent und Fähigkeiten im Kartendesign OpenStreetMap insgesamt aufbringen kann. Wie ich bereits in der Vergangenheit herausgestellt habe, mangelt es der OSM-Gemeinschaft hieran erheblich. Wir haben viele Mitwirkende, die ein starkes latentes Interesse und oft auch Talent in diesem Bereich zeigen, die aber kein förderliches Umfeld für die Entwicklung finden.

Schlussfolgerungen

Zusammenfassend kann man sagen: In der OSM-Gemeinschaft gibt es ein immenses (ich würde sogar sagen: weltweit einzigartiges) Potenzial an Talenten, Fähigkeiten und Interesse an hochwertigem Kartendesign mit einem breiten Spektrum an kulturellen Hintergründen. Dieses Potenzial ist derzeit weitgehend ungenutzt, denn:

  1. Der gemeinschaftlichen Kartengestaltung in OpenStreetMap, vor allem OSM-Carto, fehlt die Fähigkeit (in Bezug auf die personellen Kapazitäten, in Bezug auf die technischen Werkzeuge und – im Falle von OSM-Carto – auch in Form einer gemeinsamen Strategie und Vision innerhalb des Projekts), diesen Menschen das unterstützende Umfeld zu bieten, das sie zur Entwicklung ihrer Fähigkeiten benötigen.
  2. Die OSM-Gemeinschaft unterschätzt kollektiv die Bedeutung von Kartendesign und die Bedeutung der Fähigkeit von OpenStreetMap, innovativ zu sein und den Stand der Technik in diesem Bereich aktiv zu gestalten, für die langfristige Zukunft des Projekts. Infolgedessen haben die Menschen nicht den Eindruck, dass sich die Investition in das gemeinschaftliche Kartendesign in OpenStreetMap lohnt, weder sozial noch im Hinblick auf ihre eigenen kartografischen Ambitionen.
OSMF board elections 2024 - delving into the post-truth era?

29. September 2024
von chris
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OSMF Vorstandswahlen 2024 – Aufbruch in die Post-Truth-Ära?

Die Wahlen für den Vorstand der OpenStreetMap Foundations stehen an und der interessanteste Teil für die OSMF-Mitglieder beginnt traditionell mit der Veröffentlichung der Selbstdarstellungen der Kandidaten, welche in den letzten Tagen erfolgt ist.

Ich habe diese jetzt ein wenig kreativ kommentiert – in englischer Sprache.

10. September 2024
von chris
4 Kommentare

Ein kurzer Kommentar zur State of the Map 2024

Deutsche Version auf Grundlage einer Übersetzung mit deepl.

Am letzten Wochenende fand die State-of-the-Map-Konferenz 2024 in Nairobi statt. Ich habe nicht teilgenommen, habe jedoch versucht, ein bisschen die Videostreams zu verfolgen und mir dadurch ein Bild zu machen. Wobei versucht hier das entscheidende Wort ist – die Streaming-Infrastruktur schien der Aufgabe nicht ganz gewachsen zu sein. Das war aber eindeutig nicht die Schuld des Teams vor Ort (mit Ausnahme der Mikrofonierung und des Tonpegels – was für den Zuschauer eine große Herausforderung war).

Das wird hier kein ausführlichen Kommentar werden. Um den Hintergrund zu rekapitulieren: Im Jahr zuvor (2023) sollte die State of the Map in Kamerun stattfinden, aber der OSMF-Vorstand drohte, aus politischen Gründen zu intervenieren, so dass die SotM-Arbeitsgruppe ihren Plan abbrach – was bedeutete, dass 2023 kein SotM stattfand. Fazit: Viele Leute waren verärgert, aber aus sehr unterschiedlichen Gründen.

Als die SotM-Arbeitsgruppe für 2024 Nairobi auswählte, war die Opposition weniger heftig, und der OSMF-Vorstand hielt sich zurück – die Konferenz fand also statt. Es war schön zu sehen, dass die afrikanischen OSM-Communities eine breitere Anerkennung erfuhren. Und angesichts des ansonsten gravierenden Mangels an substanziellerer öffentlicher Kommunikation der OSMF mit der breiteren OSM-Gemeinschaft gaben die Programmpunkte der OSMF wertvolle Einblicke in die OSMF-interne Denkweise, die dem normalen OSM-Gemeinschaftsmitglied sonst nicht zugänglich sind.

Darüber hinaus möchte ich interessierte Leser auf die Kommentare und Eindrücke von Severin und Ilya von der Konferenz verweisen. Wenn man die offizielle öffentliche Kommunikation des OSMF mit Ilyas Kommentaren vergleicht, ist das wirklich ein Unterschied wie Tag und Nacht – auf der einen Seite überwiegend PR-Phrasen und zufällige Verweise auf Kommentare anderer im Kontrast zu durchdachten persönlichen Eindrücken und kritischen Kommentaren, die auf konkreten individuellen Erfahrungen basieren.

Die OSMF versucht nun schon seit einigen Jahren, eine stromlinienförmige, synthetische Kommunikation im Stil von Unternehmens-PR zu organisieren (mit selbst für Unternehmensverhältnisse recht begrenzten Ergebnissen). Gleichzeitig ignorieren sie im Wesentlichen die beträchtlichen Bemühungen und Talente, die die OSM-Gemeinschaft in diesem Bereich entwickelt hat, weil sie nicht in die Unternehmenskultur der OSMF passen. Die Leute, die versuchen, der OSMF zu helfen, indem sie Mastodon- und Twitter-Posts oder Einträge im offiziellen OSMF-Blog schreiben, sind sicherlich wohlmeinend und enthusiastisch. Aber die Idee, durch eine durchgeplante Kommunikation im PR-Stil mit Leuten zu konkurrieren, die frei und unabhängig über die Themen schreiben, in die sie involviert sind und in denen sie Erfahrung haben, ist einfach kein chancenreiches Unterfangen. Und als Nebeneffekt entfremdet es alle in der breiteren OSM-Gemeinschaft, die ihre Gedanken zu OpenStreetMap-Themen öffentlich mit einem breiteren Publikum teilen und der den Ehrgeiz haben, dies unabhängig und reflektiert zu tun, ohne von organisatorischen Interessen beeinflusst zu werden.

Ironischerweise hat die diesjährige SotM auch gezeigt, wie viel Talent und Ehrgeiz es auch in den afrikanischen OSM-Gemeinschaften in der öffentlichen Kommunikation gibt, die leider nicht die Unterstützung der OSMF finden, um zu gedeihen und die Erfahrung und das Selbstvertrauen zu entwickeln, um unabhängig und kritisch über Angelegenheiten zu schreiben und zu sprechen, die für die globale OSM-Gemeinschaft von Interesse sind, und zwar mit einer spezifisch afrikanischen Perspektive. Ich hoffe, dass diese Unterstützung zumindest bis zu einem gewissen Grad von der breiteren OSM-Gemeinschaft außerhalb der OSMF kommen wird.

Die Konferenz im nächsten Jahr wird in Manila auf den Philippinen stattfinden – von der ehemaligen britischen Kolonie zur ehemaligen US-Kolonie, wie ich kritisch anmerken möchte. Aber ich freue mich für die philippinische OSM-Gemeinschaft. Sie sind eine sehr aktive lokale Gemeinschaft in OpenStreetMap mit einer sehr dynamischen Entwicklung der Karte in dem Gebiet. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass ich dort sein werde. Vielleicht überlege ich mir das noch einmal, falls jemand genug Interesse daran hat, dass ich dort über Kartendesign, Generalisierung, offene Satellitendaten oder ein anderes interessantes Thema spreche, um meinen Besuch der Konferenz zu finanzieren. Aber so wie es aussieht, gibt es weder einen ausreichenden Nutzen für mein Unternehmen an einem solchen Besuch noch bin ich daran interessiert, Teil des internationalen OSM-Jetsets zu werden.

Eine kurze Schlussbemerkung zur Vielfalt der Standorte von SotM-Konferenzen. Mir ist aufgefallen, dass bis einschließlich Manila 2025 alle SotM-Konferenzen mit Ausnahme von Japan (2012 und 2017) immer in überwiegend christlichen Ländern stattgefunden haben werden. Ein Zufall?

Viewpoints in Provence, France

6. September 2024
von chris
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Mehr dynamische Symbole: Aussichtspunkte

Ich habe mich erneut, aufbauend auf meiner Arbeit zur Darstellung von Bäumen von vor zwei Jahren, mit der Verwendung von dynamischen Punktsymbolen in Karten beschäftigt. Die Konkrete Anwendung, um die es geht, sind hierbei Aussichtspunkte und deren Blickrichtung, erfasst in OpenStreetMap mit dem direction-Tag. Anhand dieser Anwendung erläuter ich, wie sich dynamische Symbole mit Hilfe von geeigneten Erweiterungen von Mapnik auch mit einer differenzierten Handhabung von Kollisionen mit anderen Symbolen verwenden lassen. Die Details dazu kann man auf Englisch lesen.

Symbol size change with zoom level

Aussichtspunkt-Darstellung bei verschiedenen Zoomstufen – verlinkt mit einer Version in doppelter Auflösung